Covid könnte einen dauerhaften Wandel bewirken

Mittelfristige Auswirkungen für die Kapitalanlage

Wir erwarten, dass die Covid-19-Krise die Gesellschaft und die Wirtschaft dauerhaft verändern wird – mit entsprechenden mittelfristigen Auswirkungen auf die Kapitalanlage.

Der Technologiesektor wird unserer Meinung nach der größte offensichtliche Nutznießer sein. Die soziale Distanzierung ist der größte Massenprodukttest, den man sich wünschen könnte. Es gibt nichts Wirksameres als eine Krise, um die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit höherer Investitionen in das Gesundheitswesen zu lenken. „Wir befinden uns im Krieg“, wiederholte der französische Präsident Macron mehrmals in einer Rede. Bei unserem dritten mittelfristigen Fokus – erneuerbare Energien und andere nachhaltige Produkte – handelt es sich bereits um Wachstumsbereiche, deren Trend sich fortsetzen dürfte.

Technologie ist unserer Meinung nach der größte Nutznießer dieser Veränderungen

Die SARS-Epidemie im Jahr 2003 war ein bedeutender Impuls für die wachsende Beliebtheit des Online-Shoppings und den Aufstieg von Alibaba in China. Das Coronavirus könnte zu dramatischeren Veränderungen unserer Technologienutzung führen. Die neuen und fast überall anzutreffenden Erfahrungen von Büroangestellten mit der Telearbeit dürften die Einführung von Einsatzmöglichkeiten wie Homeoffice, E-Learning oder Telemedizin definitiv beschleunigen. Virtuelle Realität – einschließlich Video – dürfte im Vergleich zur Nutzung vor der Covid-Krise dauerhaft an Bedeutung gewinnen – auf Kosten einiger physischer Reisen und Versammlungen. Diese Entwicklungen führen zu wachsenden Märkten für Breitbandverbindungen, Halbleiter, Vernetzung, Software und soziale Medien … andererseits aber auch zu einer Zunahme der Cyberkriminalität.

Diese Technologien sind ein neuer Schritt in der Entwicklung unserer Arbeits- und Lebensweise. Ihre Ausbreitung trägt aber auch dazu bei, das Risiko von Epidemien über dieses Frühjahr hinaus zu kontrollieren, und könnte zur Folge haben, dass künftige globale Eindämmungsmaßnahmen vermieden werden können. In den letzten 20 Jahren gab es einige Warnsignale, wie SARS, MERS und Ebola. Die aktuelle öffentliche Gesundheitskrise wird nicht die letzte sein. Die Zunahme neuer Krankheiten ist eines der Risiken der globalen Erwärmung. Die Zunahme der Standortbestimmung und des Smartphone-Trackings half den Behörden in Südkorea, Taiwan und Singapur dabei, eine umfassende Abriegelung der Bevölkerung zu vermeiden. In Wuhan werden die Menschen allmählich wieder zu einem „normalen Leben“ zurückkehren, aber wahrscheinlich mit Smartphone-Tracking und gezielten Quarantänen.

In einigen Gesellschaften wirft dies natürlich Fragen auf. Big Data, künstliche Intelligenz und Geolokalisierung sind zwar nützlich, um die Störung der Wirtschaft zu verringern, während die Epidemie unter Kontrolle gebracht wird. Aber könnten diese „Big Brother“-Methoden nicht als Gefahr für den Schutz der Privatsphäre angesehen werden?

Mittelfristig rechnen wir mit einem positiven Wendepunkt bei der Verwendung dieser Technologien, vor allem in den USA und den Schwellenländern.

Unten und in den folgenden Tabellen zeigen wir Beispiele für Unternehmen, die signifikante Umsätze oder Gewinne in den erwähnten Sektoren erwirtschaften.


Der Fokus der Bürger und Regierungen wird sich noch stärker auf das Gesundheitswesen richten

Die Covid-Krise ist ein „Gesundheitskrieg“ oder wurde zumindest von den politisch Verantwortlichen dazu erklärt. Wenn medizinische Fachkräfte das neue Militär und Medikamente und Impfstoffe die neuen Waffen sind, dürfte die Gesellschaft höhere Gesundheitsetats fordern. Daher ist mit höheren Staatsausgaben für das Gesundheitswesen zu rechnen. Es ist gut möglich, dass das Risiko für Gesundheitsaktien im US-Wahlkampf abgenommen hat. In den Monaten bis zum November müssen ausgabenfeindliche Kandidaten möglicherweise zwischen höheren Gesundheitsausgaben und einer Wahlniederlage wählen. Man darf nicht vergessen, dass nicht nur der Präsident gewählt wird, sondern auch viele Sitze im Kongress und Mandate in Bundesstaaten neu vergeben werden.

Wir erwarten, dass der „neue Normalzustand“ – eigentlich ein Widerspruch in sich – Biotechnologie- und Medizintechnikunternehmen, aber auch größeren und diversifizierteren Pharmakonzernen zugutekommt.

Nachhaltigkeit und die Umwelt werden wichtig bleiben

Wissenschaftler bezeichnen Ausgaben für Umwelt, Nachhaltigkeit und das Gemeinwohl als Aufgaben für eine starke Wirtschaft, häufig am Höhepunkt des Zyklus. Auf die Gefahr hin, den gefährlichsten Satz für die Kapitalanlage zu äußern: Unserer Meinung nach ist es diesmal wirklich anders. Wir haben einen blauen Himmel in China, sauberes Wasser in Venedig und einen seltenen Tag ohne Smog in Los Angeles gesehen.

15 Jahre firmeninternes Research bei Candriam ergaben starke Bewertungsgründe für Anlagen in Unternehmen mit hohen ESG-Ratings (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). In der Regel handelt es sich dabei um Unternehmen, die dem Anlagestil „hochwertiges Wachstum“ zugeordnet werden können, im Gegensatz zu „Substanzwerten“ (Value-Stil). Wir rechnen mittelfristig mit einer besseren Entwicklung von Qualitätsunternehmen. Unternehmen mit guten Wertungen bei ESG-Kriterien haben in der Regel auch eine geringere Verschuldung, ein wichtiger positiver Aspekt in der aktuellen Finanzkrise.

Europa hat bei der Durchsetzung von Umweltschutzbestimmungen einen kleinen Vorsprung. Hier heben wir drei Themen hervor – Energieeffizienz, Ressourcen und Abfall sowie erneuerbare Energien –, die von aktuellen oder vorgeschlagenen staatlichen Zielen profitieren, vor allem in EU-Ländern. Das fundamentale Aufwärtspotenzial in diesen Bereichen wird von mehreren Faktoren angetrieben. Unternehmen, die Firmen und Privatverbrauchern dabei helfen, weniger Energie zu konsumieren, helfen diesen Kunden auch, Geld zu sparen. Darüber hinaus trägt Energieeffizienz dazu bei, die Abhängigkeit der EU von Öl- und Gasimporten zu reduzieren. Ressourceneffizienz-Technologien, die derzeit rentabel sind, wurden – wie so viele neue Technologien – zunächst mit Subventionen gefördert, bis sie einen steilen Aufschwung verzeichneten, nachdem die Branche eine kritische Größe erreicht hatte.

Erneuerbare Energien profitieren bereits vom Vertrauen derer, die frühzeitig auf sie gesetzt haben, und ihre Wirtschaftlichkeit verbessert sich ständig weiter.

  • Nadège Dufossé, CFA
    Nadège Dufossé, CFA
    Global Head of Multi-Asset, Member of the Executive Committee
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